Raum für die Zukunft

Energiewende braucht Fläche und Verantwortung:
WHV e.V. ruft zu sachlicher Debatte um den Voslapper Groden auf

Wie passt das zusammen: Artenschutz oder Energiesicherheit? Diese Frage steht im Zentrum der aktuellen Diskussion um die geplante Entwicklung im Voslapper Groden Nord. Während Naturschutzverbände vor Eingriffen in nach Bundesnaturschutzgesetz geschützte Flächen warnen, mahnt die Wilhelmshavener Hafenwirtschafts-Vereinigung e.V. (WHV e.V.) zu mehr Sachlichkeit – und verweist auf die überregionale Bedeutung des Hafenstandorts Wilhelmshaven.

Standort mit nationaler Schlüsselrolle

„Wir stehen vor einer historischen Aufgabe“, unterstreicht Hans-Joachim Uhlendorf, WHV e.V.-Vorstandsmitglied. Wilhelmshaven spiele eine zentrale Rolle für die künftige Versorgung Deutschlands mit importiertem Wasserstoff, Offshore-Strom und alternativen Kraftstoffen. Diese Entwicklung brauche Raum – und eine öffentliche Debatte, die Infrastrukturprojekte nicht reflexhaft blockiere, so Uhlendorf.

Planungsrechtlich vorbereitet

Im Fokus steht eine rund 145 Hektar große Fläche im Voslapper Groden Nord. Sie gehört zwar zum europäischen Schutzgebietsnetz Natura 2000, ist jedoch seit der Novelle des niedersächsischen Landes-Raumordnungsprogramms (LROP) 2017 als Vorranggebiet „hafenorientierte wirtschaftliche Anlage“ festgesetzt. „Bereits damals wurde vorgesehen, dass diese Flächen durch Kohärenzmaßnahmen ersetzt werden können“, erläutert der WHV e.V.-Vorstand.

Der aktuelle Hafenentwicklungsplan (HEP 2025), den die WHV e.V. fachlich begleitet hat, hebt die strategische Bedeutung des Areals für die Energiewirtschaft hervor. Er stellt klar: Wilhelmshaven ist aufgrund seines seeschifftiefen Fahrwassers und seiner Flächenreserven alternativlos für die Ansiedlung von Hafenlogistik und Energieimport-Infrastruktur mit Hafenanbindung. Andere großflächige Nutzungen sind hier ausdrücklich ausgeschlossen.

Zugleich weist der HEP 2025 auf die besonderen ökologischen Rahmenbedingungen hin. Voslapper Groden Süd und Nord sind zwar als Vorrangflächen für hafenorientierte wirtschaftliche Anlagen vorgesehen, gehören jedoch auch zum europäischen Schutzgebietsnetz Natura 2000. Eingriffe sind daher nur zulässig, wenn ein übergeordnetes öffentliches Interesse – wie die Energiewende – besteht und umfassende Vorkehrungen zum Artenschutz getroffen werden.

Hafenentwicklung im Einklang mit ökologischen Anforderungen

Trotz des Natura-2000-Status bleibt der Voslapper Groden die größte verfügbare Hafenerweiterungsfläche in Wilhelmshaven. Eine Nutzung ist möglich, sofern geeignete Kohärenz- und Kompensationsflächen geschaffen werden – ein Verfahren, das fachlich etabliert und gesetzlich verankert ist. Für das aktuelle Vorhaben sollen sogar rund 30 Prozent mehr Fläche für den Naturschutz bereitgestellt werden, als durch die Projekte beansprucht wird.

Kein beliebiges Bauprojekt, sondern Beitrag zur Energiewende

„Es geht hier nicht um ein beliebiges Bauvorhaben, sondern um einen strategisch wichtigen Beitrag zur Energiewende“, macht Hans-Joachim Uhlendorf deutlich. Investitionen in Wasserstoff- und Offshore-Infrastruktur seien essenziell für die Versorgungssicherheit Deutschlands. Zugleich haben hafenindustrielle Projekte in Wilhelmshaven mehrfach gezielte ökologische Verbesserungen ermöglicht – von der Flussseeschwalbenkolonie am Banter See bis hin zu 70 Hektar neu geschaffenen Waldflächen in der Wesermarsch. Ein besonders gelungenes Beispiel sei das „Naturwunder 2024 Langwarder Groden“ – eine Ersatzmaßnahme für den JadeWeserPort, ergänzt der WHV e.V.-Vorstand.

Klarer Appell zum Dialog

„Gerade jetzt ist es entscheidend, nicht gegeneinander zu arbeiten, sondern gemeinsam tragfähige Lösungen zu entwickeln“, betont Uhlendorf. „Als Wilhelmshavener Hafenwirtschafts-Vereinigung e.V. bieten wir uns aufgrund unserer 40-jährigen Erfahrung gerne als neutraler Moderator an, diesen Dialog aktiv zu begleiten und als neutraler Vermittler zwischen den Beteiligten zu moderieren“, formuliert Hans-Joachim Uhlendorf abschließend die Einladung an alle Beteiligten.

Fotos: Schreiber