Hans-Peter Kramer:

Ein Wegbereiter der maritimen Wirtschaft

Er war ein Manager, ein Macher und ein Menschenfreund. Darüber hinaus war Hans-Peter Kramer eine der prägenden Persönlichkeiten der wirtschaftlichen Entwicklung im Nordwesten.

Als studierter Volkswirt und Geschäftsführer im ICI-Konzern verband er analytische Schärfe mit strategischem Weitblick. Visionen, Verantwortung und Vertrauen – auf diesen drei Säulen fußte sein unternehmerisches Wirken. Die Region verdankt ihm deshalb weit mehr als Impulse: Sie verdankt ihm die Fähigkeit, groß zu denken.

Hans-Peter Kramer starb an seinem 80. Geburtstag, dem 13. November 2025, nach langer schwerer Krankheit. Sein Weitblick, seine Wärme und seine Zugewandtheit werden fehlen. Seiner Familie und den Menschen, die ihn liebten und schätzten – aber auch der Wirtschaftsregion, die er über Jahrzehnte mitgestaltete.

Ehrenamt als Wirtschaftsförderung

Sein Wirken reichte weit über die Unternehmenswelt des ICI-Konzerns hinaus. Hans-Peter Kramer engagierte sich in zahlreichen Ehrenämtern – beispielsweise als Präsident des Arbeitgeber- und Wirtschaftsverbandes Jade e.V. (1998-2002), als Vizepräsident der Oldenburgischen IHK sowie als Finanzvorstand (1994-2003), späterer Vizepräsident (2003-2016) und Ehrenmitglied (Ernennung 2015) der Wilhelmshavener Hafenwirtschaftsvereinigung e.V. (WHV e.V.).  Überall dort, wo er Verantwortung übernahm, brachte er Menschen zusammen und eröffnete Perspektiven.

Architekt des JadeWeserPorts

Ein Schlüsselmoment der regionalen Hafenentwicklung trägt seine Handschrift: 1998 überreichte Kramer als Finanzvorstand des WHV e.V. und Präsident des AWV Jade gemeinsam mit dem damaligen WHV e.V.-Vizepräsidenten Günter Reiche die Potenzialanalyse für einen Tiefwasserhafen an Ministerpräsident Gerhard Schröder.

Zusammen mit dem damaligen Präsidenten John H. Niemann initiierte er zwei Jahre später eine Ausschreibung für ein privates Finanzierungsmodell des Hafenbaus, der Infrastruktur und des späteren Betriebs. Ein Geniestreich, der zugleich zum Weckruf für die niedersächsische Landesregierung wurde. Denn danach wurde der JadeWeserPort zur Landessache.

Stratege, Taktiker und kluger Kopf

Hans-Peter Kramer war ein begnadeter Stratege und leidenschaftlicher Taktiker. Als die Deutsche Bahn einst plante, die Nordstrecke zwischen der Ölweiche und dem ICI-Werk stillzulegen, entgegnete er in seiner Funktion als WHV e.V.-Vorstand spontan: „Dann kaufen wir die Bahn eben.“ Die Botschaft war klar, die Wirkung ebenso: Die Deutsche Bahn nahm Abstand von der Stilllegung, und die WHV e.V. erhielt die Betriebserlaubnis zur Teilnahme am öffentlichen Bahnverkehr – von der sie allerdings niemals Gebrauch machte.

Sein Verhandlungsgeschick war legendär, seine Argumentationen präzise und zugleich von entwaffnender Einfachheit. „Wann immer unser Projekt JadeWeserPort zu scheitern drohte“, erzählte er einmal, „habe ich gesagt: Das Geld liegt hinter der Tür. Was würden Sie also tun, wenn Sie sich darum keine Sorgen mehr machen müssen?“

Mensch und Mutmacher

Bei allem Erfolg blieb Hans-Peter Kramer ein feiner Mensch – warmherzig und humorvoll. Jemand, der Vertrauen schenkte, ohne eine Gegenleistung zu erwarten. Einer, der in schwierigen Zeiten Mut machte und in guten Zeiten Freude teilte. Ein Mann, der mit Wissen und Worten begeistern konnte und der gleichzeitig regelmäßig ins Schweigekloster ging, um Kraft zu finden und Klarheit zu gewinnen.

Unser tief empfundenes Mitgefühl gilt seiner Familie und allen Angehörigen.

Vorstand, Beirat, Mitglieder und Crew

 

FOTO: WHV e.V.