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Austausch und Abstimmung mit der Deutschen Energy Terminal GmbH: Ein lange avisierter intensiverer Informationsaustausch zwischen der Deutschen Energy Terminal GmbH (DET) und der Wilhelmshavener Hafenwirtschafts-Vereinigung e.V. (WHV e.V.) hat am 7. August 2024 stattgefunden.

Die DET ist die bundeseigene Gesellschaft für den Betrieb von Terminals, über die Flüssigerdgas (LNG) per Schiff angelandet wird. Die WHV e.V. hat von Beginn an die damalige Ruhrgas und die Deutsche Flüssiggas Terminal Gesellschaft (DFTG) bei ihren Ansiedlungsbemühungen in Wilhelmshavens Norden unterstützt und ist an den aktuellen Entwicklungen und Planungen der deutschen Gasversorgung über Wilhelmshaven interessiert.

„Mit dem Gedankenaustausch ist eine kompetente und authentische gegenseitige Information möglich“, so John H. Niemann, Präsident der WHV e.V.. Er begrüßte die Gäste Dirk P. Lindgens, Leiter Kommunikation der DET und Dr. Andreas van Hooven, der für die Kommunikation der DET in Wilhelmshaven zuständig ist.

Aus der besonderen Notlage, die nach dem Wegfall der Gaslieferungen per Pipeline aus Russland in der Gasversorgung entstanden ist, hat die Bundesregierung mit der Herstellung der vier LNG-Terminals an der Nordseeküste das in vielen Bereichen der Energiewende so problematische Henne-Ei-Dilemma gelöst. Sie hat den Aufbau der Import-Infrastruktur übernommen und für die Erstellung, den Betrieb und die Vermarktung der Regasifizierungskapazitäten die DET gegründet.

„Als DET haben wir den Auftrag, die Versorgungssicherheit von Deutschland und Europa mit Gas mit Hilfe unserer schwimmenden LNG-Terminals sicherzustellen“, erklärt Lindgens. „Dafür muss hinreichend Infrastruktur vorhanden sein – eine wesentliche Lehre aus der Vergangenheit. Über all unsere Terminals betrachtet haben wir 2023 bereits rund 59 Terawattstunden Energie ins deutsche Netz einspeisen können. Das entsprach dem gesamten Jahresverbrauch an Erdgas von rechnerisch knapp 18 Prozent aller Haushalts- und Gewerbekunden oder sieben Prozent des gesamten deutschen Verbrauchs.“

Die FSRU „Höegh Esperanza“ regasifiziert seit Dezember 2022 LNG am eigenen Terminal an der Umschlaganlage Voslapper Groden und speist das dann gasförmige Erdgas ins deutsche Netz ein. Das zweite LNG-Terminal in Wilhelmshaven wird noch in diesem Jahr in Betrieb gehen, wenn die FSRU „Excelsior“ der Reederei Excelerate Energy anlandet. Sie ist inzwischen für den Einsatz ausgerüstet. Dem im Jadestrom etwa durch Muscheln und Seepocken besonders hohen Bewuchsdruck für die Kühl-, Heiz- und Ballastkreisläufe wird durch Ultraschall-Sensoren begegnet, die weltweit erstmalig auf einer FSRU für den Regelbetrieb eingebaut wurden.

„Wilhelmshaven hat damit ein weltweites Alleinstellungsmerkmal im Bereich maritimer Technik, Forschung- und Entwicklung hinzugewonnen. Auch der Inselanleger, den wir durch unsere Partner Tree Energy Solutions (TES) und Engie bauen lassen, ist mit seiner unterseeischen Leitungsanbindung – zumindest für Deutschland – einzigartig. Wilhelmshaven gewinnt damit ein wichtiges Stück maritimer und energiewirtschaftlicher Infrastruktur dazu“, so Lindgens weiter.

Da der Gasverbrauch saisonal unterschiedlich ist, werden zum Beispiel im Sommer Importmengen in Speichern zwischengelagert. Die Gas-Kapazität der deutschen Speicher reicht – sofern keinerlei Erdgas mehr importiert werden könnte – bei Normalverbrauch circa zwei Monate. In besonders strengen Wintern würde die gesamte Speichermenge noch schneller verbraucht sein. Wenn regelmäßig über Pipelines und die Terminals Gas ins Netz eingespeist wird, haben die Speicher Verbrauchsschwankungen auszugleichen.

Allgemein wurde begrüßt, dass das Gespräch auf hohem fachlichem Niveau geführt werden konnte und die Expertise der WHV e.V. aus den Vor-Ort-Erfahrungen eingebracht werden kann. Beide Seiten begrüßten es, sich künftig regelmäßig auszutauschen und Ansprechpartner für besondere Fälle zu sein.

Foto: Dirk P. Lindgens, John H. Niemann, Hans-Joachim Uhlendorf, Hans Joachim Schweinsberg und Dr. Andreas van Hooven (von links).