Die seit langem fällige Instandsetzung der Wilhelmhavener Doppelschleuse sorgt nicht nur wegen wiederholter Ausfälle und Behinderungen für die ansässigen Betriebe und das Marinearsenal im inneren Hafen für Schlagzeilen, sondern steht stellvertretend für die vielerorts vernachlässigten Hafeninfrastrukturen an der norddeutschen Küste.
Auf Einladung der WHV e.V. fand am 18.10.2023 zum wiederholten Male Gespräch mit Vertretern der zuständigen Institutionen und der Ministerien von Land und Bund statt, um Klärung herbeizuführen.
Was ist zur Problemlösung bisher passiert:
Seit 2010 liegt das fünfte Ersatz-Schleusentor unter einer großen Abdeckung für jeden sichtbar auf einem Ponton an der Jachmannbrücke. Der Auftrag zur Sanierung und Ertüchtigung für die einen Meter höhere Deichsicherheit wurde im Jahr 2018 erteilt und wird sich nach heutiger Einschätzung bis Ende 2024 hinziehen. Wie bei derartigen Arbeiten üblich, haben zusätzliche Mängel, die erst während der Sanierungsmaßnahmen erkannt wurden, zu der mehrjährigen Bauzeitverlängerung geführt. Wenn das Tor im Herbst 2024 fertiggestellt sein wird, hat es 6 Jahre gedauert!
Der Ausfall eines weiteren, nämlich des vierten, Tores über einen mehrmonatigen Zeitraum hatte dann zum kritischen Zustand geführt, dass nur eine Schleusenkammer zur Verfügung stand.
Dieses notdürftig reparierte vierte Tor, das am 10.10.2023 wieder eingeschwommen wurde, muss aber zur Zwischeninstandsetzung auf den Ponton gesetzt werden, wenn die Sanierung des fünften Tores in diesem Jahr hoffentlich abgeschlossen sein wird.
„Das ist der komplizierte Zusammenhang“, so erklärt Hans-Joachim Uhlendorf, Vizepräsident der Wilhelmshavener Hafenwirtschaftsvereinigung e.V (WHV e.V.), „der dazu führt, dass Betriebsstörungen in unterschiedlicher Länge aufgetreten sind. Damit sind die Schleusennutzer im inneren Hafen, also Unternehmen, das Marinearsenal, Freizeitschiffer etc., immer wieder auf eine harte Geduldsprobe gestellt worden.“
„Dann haben wir am 18.10.2023 zu einem Gespräch eingeladen, um Klärung herbeizuführen. Dass es dazu gekommen ist, war schon ein Erfolg, denn der Eigentümer der Schleuse ist das Bundesministerium der Verteidigung. Für die Unterhaltung und Sanierung untergeordnet zuständig ist die Generaldirektion Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes mit dem Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr, das Kompetenzzentrum Baumanagement in Hannover, sowie vor Ort das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Weser Jade Nordsee. “Die vielen involvierten Institutionen lassen bereits Kompetenzwirrwarr erahnen – und in der Praxis bewahrheitet es sich leider auch!
Positiv zu bemerken ist, dass alle Beteiligten nur ein Ziel vor Augen hatten, nämlich einen problemlosen Schleusenbetrieb auf Dauer. Dazu wurde folgendes Vorgehen besprochen und mit dem Schreiben des Verteidigungsministrium vom 28.06.2024 bestätigt:
1. Alle zuständigen Institutionen haben ein hohes Eigeninteresse an der vollen Funktionsfähigkeit der Schleuse.
2. Es besteht der Wille, die Seeschleuse schnellstmöglich wieder so herzustellen, dass beide Schleusenkammern im Normalbetrieb funktionieren: Ein Einkammerbetrieb ist ein zu vermeidendes Provisorium.
3. Drei Tore werden, dem Vorschlag der Wilhelmshavener Hafenwirtschafts-Vereinigung e.V. folgend, durch neue ersetzt und nicht langwierig saniert. Das sei eine Erkenntnis aus der Praxis mit den Toren vier und fünf.
Die Ausschreibung der drei Tore soll schnellstmöglich erfolgen.
Nach dem jetzigen Zeitplan soll das erste neue Tor Ende 2029 zur Verfügung stehen und die weiteren Tore folgen bis Ende 2032.
4. Für eine sachgerechte Unterhaltung der und Erhaltung der Schleusentore soll ein Dock angeschafft werden. Die entsprechenden dafür erforderlichen Haushaltsmittel sollen vom Finanzministerium dem Verteidigungsministerium zur Verfügung gestellt werden. Das Trockendock ist zusätzlich zum geplanten Trockendock für das Marinearsenal erforderlich.
5. Die Gesprächspartner sind sich einig, dass alles getan wird, das gesamte Sanierungsprozedere zu beschleunigen und vereinbaren einen entsprechenden Austausch zwischen den Ministerien für Verteidigung und Verkehr sowie WHV e.V..
„Auch wenn die lange Zeitdauer bis zur Herstellung der vollständigen Funktionstüchtigkeit der Schleuse für die WHV e.V. unverständlich bleibt, stimmt der konstruktive Austausch und der gemeinsame Lösungswille aller Beteiligten zuversichtlich“, so Hans-Joachim Uhlendorf. „Wir werden die gesetzten Ziele, insbesondere mit Blick auf eine mögliche Beschleunigung, weiter verfolgen.“